Harald von Troschke – Kurzbiografie

Harald von Troschke war einer der ersten selbstständigen Rundfunkpioniere, der von der Idee bis zum sendefertigen Tonband seine Beiträge eigenhändig produzierte. Seit Mitte der 1960er Jahre wurde er durch seine einstündigen Portrait-Sendungen einem breiteren Rundfunkpublikum bekannt. In diesen ausführlichen Interviews mit Prominenten aus Kultur, Wissenschaft und Politik legte er Wert darauf, den persönlichen Werdegang seiner Interviewpartnerinnen und Interviewpartner eng verknüpft mit der jeweiligen Zeitgeschichte darzustellen (Nazizeit, Holocaust, jüdische Emigration, aktuelle Themen aus der Nachkriegszeit).

Harald von Troschke wurde am 22. März 1924 als jüngster von fünf Söhnen geboren. Sein Vater war Militärhistoriker und Oberstleutnant, die Mutter Hausfrau und Musikerin. Von 1934 bis 1942 besuchte von Troschke das Internat Schnepfenthal in Thüringen. Nach seiner Einberufung 1942 diente er als Fähnrich in einer Panzerdivision und war oft an der Front. Das Kriegsende erlebte er in Ungarn.

Nach dem Krieg holte er sein Abitur nach, wurde zunächst Schauspieler und Kabarettist, wechselte dann in die Filmbranche und zog nach München. 1952 heiratete er Eva Bühling, die auch beruflich seine langjährige Partnerin wurde. Sie bekamen drei Kinder: Andrea, Bettina und Alexander. Von Troschke begann Lokalreportagen und Beiträge für den Rundfunk zu erstellen.

In den 1960er Jahren gewannen seine Sendungen an Länge, Substanz und Zuhörerschaft. Die Gespräche wurden vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) und dem Bayerischen Rundfunk (BR) sowie von vielen anderen deutschsprachigen Sendern im In- und Ausland ausgestrahlt. In den 1970er bis 1990er Jahren produzierte von Troschke im Rahmen einer monatlich ausgestrahlten NDR-Serie Interviews mit herausragenden Persönlichkeiten, darunter zahlreiche jüdische Emigrantinnen und Emigranten. Es war ihm ein besonderes Anliegen, die Erinnerung an den Nationalsozialismus wach zu halten und aktuelle Themen der Friedenssicherung zur Sprache zu bringen.

In dieser Zeit produzierte von Troschke zudem Dokumentarfilme für den WDR über die Nobelpreisträger Linus Pauling (Chemiker), Edward Teller (Physiker) und Hannes Alfvén (Physiker). Seine Interviewreisen führten ihn zunehmend auch ins Ausland und dort vor allem in die USA. 1984 unternahm von Troschke eine dreimonatige Reise quer durch die USA. Er führte auf dieser Reise insgesamt 12 Interviews in Cambridge, Princeton, New York, Chicago, Virginia, Palm Springs, Los Angeles und San Diego. Unterstützt wurde er dabei von seinen drei inzwischen erwachsenen Kindern Andrea, Bettina und Alexander von Troschke.

Harald von Troschke starb am 23. Juli 2009 in München.